diesen Anspruch zu verwirklichen. Zum anderen faszinieren mich Familienunternehmen, weil sie eine eigene, ganz spezifische DNA haben. Eine Seele, wenn man so will, die man beispielsweise in börsennotierten Unternehmen so nicht findet. Hinzu kommt: Familienunternehmen denken langfristiger, wesentliche Entscheidungen werden an den Auswirkungen für künftige Generationen ausgerichtet. Diese Haltung schätze ich sehr, was auch daran liegen mag, dass ich selbst in eine Unternehmerfamilie hineingeboren wurde. Und dass die Zentrale von Dr. Schär im schönen Südtirol liegt, hat mir meine Entscheidung jedenfalls nicht erschwert. Wie kann man sich so einen Führungswechsel vorstellen? Was bleibt, was ändert sich? Dr. Schoeller: Natürlich ist das Unternehmen von seinem Gründer geprägt. Das spürt man vor allem an der Kultur von Dr. Schär. Sie ist über viele Jahre gewachsen und macht das Unternehmen aus. Meine Rolle sehe ich darin, im Dialog mit dem Gründer sowie dem Verwaltungsrat und in gemeinsamer Arbeit mit dem Vorstandsteam und allen Mitarbeitenden auf dem Erreichten aufzubauen, diese Kultur als Ressource zu begreifen und den Blick in die Zukunft zu richten. Die Märkte ändern sich, die Anforderungen der Konsumenten auch. Ein Unternehmen weiterzuentwickeln bedeutet, seine Stärken zu erkennen und auszubauen. Gleichzeitig gibt es natürlich auch Herausforderungen. Diese gilt es anzunehmen und Lösungen zu finden für Probleme, die sich früher vielleicht gar nicht oder anders gestellt haben. Dazu nutze ich meine spezifischen, professionellen Erfahrungen sowie meinen eigenen Blick auf bestehende Strukturen und Abläufe. Klar ist: Der Kern des Unternehmens muss bleiben – Geschäfts- felder, Strategien, Produkte etc. können sich ändern und müssen es teilweise auch, um Weiterentwicklung zu ermöglichen. Was hat Dr. Schär zu seiner heutigen Stärke geführt? Dr. Schoeller: Das Unternehmen stände heute nicht da, wo es steht, hätte Ulrich Ladurner es nicht mit seiner ihm ganz eigenen Art geprägt. Er ist ein Visionär. Und nicht nur das: Durch seinen Mut und auch sein Beharrungsvermögen ist in den letzten mehr als 40 Jahren aus einem Zwei-Personen- Betrieb ein multinationaler Marktführer geworden. Seine be- sondere unternehmerische Leistung besteht darin, unseren Markt – zunächst in Italien, später in Europa, heute weltweit – industriell gestaltet zu haben. Hinzu kommt sein kompro- missloser Qualitätsanspruch. Ulrich Ladurner sieht seinen Auftrag darin, den Konsumenten eine maximale Normalität zu bieten. Dort, wo vorher Schmerz und Verzicht geübt werden mussten, sollen Menschen wieder Freude am Essen haben. Das ist auch sein Auftrag an mich und den gesamten Vorstand: kompromisslos für Qualität einzustehen. 177